Einem arabischen Kritiker gilt "Das Herrscherkleid" als der vielleicht zornigste Angriff auf die politischen Systeme und ihre Repräsentanten, der sich in der neueren arabischen Literatur findet. Thema des neuen Romans von Ibrahim al-Koni ist die Macht und deren karzinogener Charakter: Sie deformiert den Menschen sowohl seelisch als auch körperlich; »Heilung« bringt nur der Tod. Gründlich wie kaum ein anderer erforscht al-Koni die Tyrannenseele und stellt die Wirkung von Macht auf deren Inhaber und die Reaktion seiner Umgebung auf dessen Gebaren dar. Dabei gelingt es dem Autor, die Debatte auf jeden Herrscher der Welt anwendbar zu machen und zugleich die mittelöstlichen Realitäten klar durchscheinen zu lassen: Der Potentat, der als Außenseiter durch den Boten des Führers in seine Funktion gehoben wird. Der Potentat, der sofort seine neue Stellung zur Austragung privater Fehden missbraucht. Der Potentat, der sich immer fester und unerbittlicher in seinem Amt einrichtet. Der Potentat, der zur Erfüllung persönlicher Wünsche und Eitelkeiten alle Regeln bricht und die Untertanen immer brutaler ausquetscht. Der Potentat schließlich, der erst durch den Tod von seinem Posten »abtritt«.
Ibrahim al-Koni, geboren 1948, wuchs in einem Tuaregstamm in der Libyschen Wüste auf. Nach dem Studium der Literatur am Gorki-Institut in Moskau arbeitete er als Journalist in Warschau und in Moskau. Seit 1993 lebt Ibrahim al-Koni in der Schweiz. Er hat zahlreiche Romane und Erzählungssammlungen veröffentlicht. Für seinen Roman "Blutender Stein" wurde er mit dem Literaturpreis der Stadt Bern ausgezeichnet, für den Roman Der Magier mit einem Buchpreis des Kantons Bern. 1996 erhielt er für sein Gesamtwerk den Libyschen Staatspreis für Kunst und Literatur. Für sein Gesamtwerk erhielt er den Großen Literaturpreis des Kantons Bern, 2008 wurden ihm der Preis der französisch-arabischen Freundschaft und der renommierte Scheich-Sâjed-Buchpreis verliehen.
»Ibrahim al-Koni zeichnet in seinem Roman das Bild eines grausamen Herrschers, der von der Macht wie von einem Geschwür zerfressen wird. Es könnte Oberst Ghadhafi sein – oder ein anderer Potentat.« Zweites Deutsches Fernsehen
Es moderiert: Dr. Kersten Knipp
In Kooperation mit der Heinrich Barth Gesellschaft